Pro Choice Sachsen verklagt die Polizei

Seit Beginn der Proteste gegen die Fundis in Annaberg-Buchholz hat die sächsische Polizei immer wieder unser Versammlungsrecht untergraben. Mit immer neuen Vorwürfen und Tricks sollten wir eingeschüchtert und unser Protest delegitmiert werden. Wir haben immer gesagt, dass wir uns davon nicht einschüchtern lassen und weiter solidarisch zusammen stehen.

Dieses Jahr hat das repressive Vorgehen der Polizei einen neuen Höhepunkt erreicht. Im Vorfeld verdeckt aufgestellte Videokameras haben die Versammlungsfläche auf dem Marktplatz überwacht – ein klarer Verstoß gegen das Sächsische Versammlungsgesetz und eine eklatante Missachtung von Art. 8 des Grundgesetzes.
In Absprache mit der Anmelderin und der Anwältin von Pro Choice Sachsen wurde nun Klage gegen dieses illegale Vorgehen eingereicht. Auch auf juristischer Ebene soll so den #SächsischenVerhältnissen entgegen getreten werden!
Dank an Sarah für die unermüdliche Unterstützung.

Wer die Antirep-Arbeit unterstützen möchte kann übrigens gerne spenden: http://schweigemarsch-stoppen.de/spenden/

Neues von Sex Workers Solidarity

Die Selbstorganisation von Sexarbeiter_innen und Unterstützer_innen Sex Workers Solidarity hat in letzter Zeit immer wieder von sich hören lassen…

So haben sie den aktuellen Stand zur Umsetzung des sog. “Prostituiertenschutzgesetzes” in Sachsen zusammengefasst und machen damit eins besonders klar: neben Behördenchaos droht Stigmatisierung und Verdrängung, statt dem versprochenen Schutz.

Mit ihrem Text Raus aus der Vereinzelung – was tun gegen das “Prostituiertenschutzgesetz” rufen sie außerdem dazu auf, diese Stigmatisierung nicht schweigend hinzunehmen, sondern sich zusammenzuschließen.

Heute wurde zudem der Entwurft für das SächsProstSchGAG (Sächsisches Prostituiertenschutzgesetz-Ausführungsgesetz) geleakt. Dieser Entwurf wurde federführend vom CDU-geleiteten Sozialministerium erarbeitet und war noch nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Die Initiative möchte jedoch dazu beitragen, dass dieses Ausführungsgesetz nicht ohne öffentliche Diskussion durchgewunken wird.

 

Kundgebung 09.09. in Kassel: Für einen radikalen Feminismus. Keine halben Sachen.

Das neu gegründete Bündnis drift – feminist alliance for communism ruft zu einer wichtigen Kundgebung am 09. September in Kassel auf. Wir teilen hier den Aufruf – auch wenn ihr es nicht zur Kundgebung schafft lohnt sich die Lektüre:


Für einen radikalen Feminismus.
Keine halben Sachen.
Fight nationalism! Fight islamism!

Kassel – irgendwo in Deutschland, irgendwo in Europa.

In Kassel findet derzeit zum 14. Mal die documenta statt. Obwohl es in der diesjährigen documenta viel um Rassismus und Sexismus geht, bleibt das politische Klima in der Stadt selbst für die BesucherInnen quasi unsichtbar: Der reibungslose Ausstellungsbesuch ist wichtiger als Stadtpolitik – daran ändern auch Sparziergänge durch Kassel nichts, die erstmals Teil der documenta sind. Zwar thematisieren sie „Vertreibung und Migration“ oder „Verstrickung von Kunst, Politik und Wirtschaft“, doch gehen sie auf die konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse vor Ort nicht ein. Continue reading

Von Scheiterhaufen zu Scheiterhaufen – eine ergänzende Darstellung zum Text “Inquisition auf dem e*camp 2013”

In dem Anfang 2017 erschienenen Sammelband “Beissreflexe” wird im Beitrag “Inquisition auf dem e*camp 2013 – Ein Protokoll” geschildert, wie das Camp bzw. die sogenannte Awarenessstruktur des Camps mit zwei Konflikten und den darin verwickelten Personen umging. Der Text ist in einem extrem suggestiven Stil geschrieben und durch viele wesentliche Auslassungen gekennzeichnet. Wir werden dort adressiert und möchten daher einige Punkte des “Protokolls” ergänzen bzw. unsere Sicht auf einen Teil der Geschehnisse darstellen.

Wenn der Anspruch des Buches ernst gemeint ist, feministische Praxen produktiv zu kritisieren – wovon wir ausgehen – dann ist es unseres Erachtens kontraproduktiv, in der Darstellung der Auseinandersetzung alle Aspekte auszusparen, die nicht in das vorgefertigte Bild passen – wie in diesem Text geschehen. Auch wir kritisieren immer wieder problematische Praxen und nehmen uns dabei nicht aus. So hoffen wir unsere eigene Praxis weiterzuentwickeln. Darum veröffentlichen wir hier auch Ergebnisse unserer Nachbereitung des e*camps.

Update: einen guten Überblick über kritische Reaktionen auf “Beißreflexe” findet ihr auf wunder2welts Blog. Continue reading

Rückschau auf Demo am 12. Juni 2017

Es war eine bunte, laute und kraftvolle Demo am Montag in Annaberg-Buchholz. Wir freuen uns, dass es auch in diesem Jahr wieder viele Menschen geschafft haben dem Aufruf zu folgen um für Selbstbestimmung und das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche auf die Straße zu gehen. Die ersten Bilder des Tages findet ihr hier auf flickr und die Pressemitteilung des Bündnisses Pro Choice ist auch auf schweigemarsch-stoppen.de zu lesen.

Annaberg-Buchholz, 12.06.2017: + Protest gegen fundamentalistischen“Schweigemarsch“ im Erzgebirge + Ultrakonservative wollen Schwangerschaftsabbruch kriminalisieren + Schulterschluss mit Rechtspopulistin Hedwig v. Beverfoerde + lautstarker Gegenprotest von feministischen Gruppen

12.06.2017, Annaberg-Buchholz, Sachsen: Continue reading

Offener Brief zum Schwerpunkt der Rote-Hilfe-Zeitung 4/2016 “Siegerjustiz”

Das Wichtigste zuerst:

Liebe Genoss_innen und Freund_innen aus der Aktivengruppe Rote Hilfe Dresden:

Wir möchten an dieser Stelle betonen, wie sehr wir eure Arbeit wertschätzen.
Die Unterstützungsarbeit die ihr leistet, eure zuverlässige Ansprechbarkeit und bereitwillige Solidarität helfen uns immer wieder, der Repression Stand zu halten und uns weiter gegen die Zurichtungen des patriarchalen, kapitalistischen und rassistischen Normalvollzugs zu stellen.
Neben dem ganz pragmatischen Nutzen der Antirepressionsarbeit für linken Aktivismus schätzen wir auch die Anregungen durch eure Veranstaltungen und den fruchtbaren Austausch in gemeinsamen Diskussionen.
Es wäre für uns ein großer Verlust, wenn diese Unterstützung für uns und viele andere linke Akteur_innen in Dresden weg fallen sollte.
Gleichzeitig verstehen wir, wenn aus der Auseinandersetzung mit der RHZ 4/2016 auch
einschneidende Konsequenzen gezogen werden und möchten euch dabei so gut wir können den Rücken stärken!
Wir sind uns sicher: solange ihr da seid, können wir weiter nach Wegen aus der ganzen
Kackscheisze suchen und uns dabei vor dem Verlaufen bewahren.
Solange ihr nicht aufgebt, wird das, was in den letzten Jahren durch euch an Aufbauarbeit und Unterstützung geschehen ist, nicht einfach verloren gehen.

In welcher Form auch immer: lasst uns weiter solidarisch für eine befreite Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen!

Aber zurück! Was soll dieser ganze Pathos? Was ist eigentlich passiert?

Ende vergangenen Jahres erschien die Ausgabe 4/2016 der Zeitung der Roten Hilfe (RHZ) mit dem Schwerpunktthema „Siegerjustiz – Verfolgung und Delegitimierung eines sozialistischen Versuchsseit 1990“. Darin wurde – verkürzt gesagt – das DDR-Regime und die Repression gegen Andersdenkende als legitim dargestellt, Stasiaktivitäten und andere Spionagetätigkeiten wurden herunter gespielt. In den Schwerpunktartikeln kamen vor allem Stimmen aus dem ehemaligen DDR-Machtapparat zu Wort, nicht zuletzt wurde sogar ein Statement von Erich Honecker aus dem Jahr 1992 neu aufgewärmt und abgedruckt. Infolge dessen gab es glücklicherweise – auch ganz konkret aus der Aktivengruppe der RH Dresden – deutliche Kritik. In diesem Statement ist zu erkennen, worum sich die Debatte inhaltlich dreht. Um hier einer Dopplung von Argumenten vorzubeugen, sei die Lektüre des Statements wärmstens ans Herz gelegt.  Als weniger glücklich erachten wir den Umgang mit der Kritik durch den Bundesvorstand und das Zeitungskollektiv der RH, welcher nun die Auflösung der Dresdner Ortsgruppe der RH zur Folge haben könnte.

Da die interne Kritik vehement abgewehrt wird steht zu befürchten, dass die Positionen aus der Ausgabe weiter unhinterfragt verbreitet werden. Wir erachten jetzt die Positionierung mittels eines Offenen Briefes als letzten möglichen Schritt, damit die Debatte nicht einfach abgewürgt wird. Dies ist uns wichtig, weil die Rote Hilfe seit vielen Jahren elementarer Bestandteil linker politischer Arbeit und daran geknüpfte Repressionen ist. Viele Linke sehen sie als vertrauenswürdige und solidarisch arbeitende Organisation an, ihre öffentlich geäußerten Positionen erhalten dadurch ein gewisses Gewicht.

Wir haben deswegen aus unserer Sicht ein paar Anmerkungen zu der Ausgabe “Siegerjustiz” formuliert: Continue reading

Pressemitteilung von ProChoice Sachsen

Bevor wir in den nächsten Tagen einen längeren Bericht veröffentlichen dokumentieren wir hier erstmal unsere Pressemitteilung zu dem gelungenen Protest. Dank an alle, die dabei waren und unterstützt haben!

Annaberg-Buchholz, 06.06.2016: +++Protest gegen fundamentalistischen „Schweigemarsch“ im Erzgebirge + Ultrakonservative wollen Schwangerschaftsabbruch kriminalisieren + lautstarker Protest von feministischen Gruppen +++

06.06.2016, Annaberg-Buchholz, Sachsen:

Am Montagnachmittag demonstrierten in Annaberg-Buchholz etwa 500 Menschen unter dem Motto: „Emanzipation ist viel geiler – Schweigemarsch stoppen!“, um feministische Forderungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Anlass dafür war der von christlich-fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen organisierte sogenannte „Schweigemarsch für das Leben“. Lisa Mueller vom Bündnis „Pro Choice Sachsen“ erklärte, wofür feministische Gruppen aus Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Jena, Erfurt und Berlin heute im Erzgebirge demonstriert haben: „Wir wollen auch weiterhin Entscheidungen über unser Leben ohne Einmischungen von FundamentalistInnen treffen. Wir fordern die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, die nach §218 StGB in Deutschland immer noch illegal sind und nur unter bestimmten Umständen straffrei bleiben. Wir demonstrieren hier auch gegen die antifeministische, homosexuellenfeindliche und transfeindliche Politik der selbsterklärten Lebensschutzbewegung. Sie ist ein Teil des gesellschaftlichen Rechtsrucks, mit dem wir uns momentan konfrontiert sehen.“

In den Redebeiträgen wurden die völkischen und patriarchalen Vorstellungen von Ehe und Familie kritisiert. Auch die Diskrepanz zwischen der Verteidigung des Rechtes auf Abtreibung und die Kritik an behindertenfeindlicher pränataler Diagnostik (PND) wurde thematisiert. Der AK Mob (Arbeitskreis mit_ohne Behinderung, Berlin) kritisierte die Doppelzüngigkeit der LebensschützerInnen. Sie geben vor, sich für die Rechte von Behinderten einzusetzen, gehören aber einer Partei an oder werden von dieser unterstützt (CDU), die die Forderungen behinderter Menschen seit Jahrzehnten abwehrt und deren Rechte beschneidet. Neben Transparenten, Luftballons, Konfetti, lila Rauch kamen auch Symbole wie Stricknadeln und Kleiderbügel zum Einsatz. Anke Schäfer dazu: „Stricknadeln und Kleiderbügel waren oder sind Hilfsmittel, auf die Schwangere zurückgeworfen waren oder sind wenn Abtreibung verboten war oder ist. Insbesondere der Kleiderbügel wurde von den Feminist*innen in Spanien gegen eine drohende Gesetzesverschärfung mit der Parole „Nie wieder!“ eingesetzt und verweist auf illegalisierte Schwangerschaftsabbrüche unter lebensbedrohlichen Bedingungen“. Es wurde darüber hinaus ein Grusswort polnischer Aktivist*innen verlesen. In Polen macht die Bürgerinitiative „Fundacja pro – Prawo do Życia“ (Recht aufs Leben) mit Unterschriftensammlungen für ein Gesetz mobil, das Abtreibung grundsätzlich verbieten soll inklusive der „Pille danach“.

„Wir haben Spaß – ihr habt nur Jesus“ ist eine Parole der Feminist*innen und fasst den Demonstrationstag sehr gut zusammen, u.a. weil sich die Teilnehmer*innenzahl im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat. An zwei Stellen, wo sich „Schweigemarsch“ und Gegendemonstration begegneten, gab es lauten und kreativen Protest der feministischen Demonstrant*innen, um die reaktionären Forderungen des Lebensrecht Sachsen e.V. nicht unwidersprochen zu lassen. Auch die Rede von Martin Lohmann (Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht), der Schwangerschaftsabbrüche als Tötung und Euthanasie diffamierte, wurde mit lautstarker Kritik bedacht.

Zum Protest hatte das Bündnis ProChoice Sachsen aufgerufen. Der Zusammenschluss mehrerer Initiativen und Vereine fordert unter anderem die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, welche nach §218 StGB in Deutschland immer noch illegal sind. Seit drei Jahres organisiert ProChoice Sachsen u.a. Proteste gegen die christlich-fundamentalistischen Versuche, die bestehenden gesetzlichen Regelungen zu verschlechtern.

Applaus für Kelle

Auf Indymedia Linksunten fanden wir diese Pressemitteilung von Kommando Kelle:

Am Dienstag, den 22.3.2016 protestierten die feministischen Klatschfreund_innen des „Kommando Kelle“ lautstark gegen eine Veranstaltung der CDU mit Birgit Kelle in und am Haus an der Kreuzkirche. Eingeladen hatten die beiden CDU Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz und Andreas Lämmel unter dem Motto „Mal ernsthaft: Mit Gendergaga gegen das arabische Frauenbild?“. Den Auftritt von Birgit Kelle nahmen unter anderem ein Bündnis aus dem ‘Gerede homo, bi und trans e.V.’, ‘CSD Dresden e.V.’ und anderen Organisationen und Parteien zum Anlass eine Kundgebung „Für Toleranz, gegen Fremdenfeidlichkeit und Homophobie“ zu veranstalten. Doch auch innerhalb der Veranstaltung kam es zu lautstarkem Gegenprotest, wodurch die sogenannte „Expertin für Genderfragen“ für ca. 40 Minuten nicht zu Wort kam.

Der kreative Protest äußerte sich durch lauten Beifall, Rufen, das Trommeln mit Füßen, das Hochhalten einer Regenbogenfahne und Seifenblasen, sowie geöffneten Blusen mit Slogans wie „Gendergaga“ und „Homolobby“ auf den Dekolletés. Das nicht ganz so euphorische, restliche Publikum zeigte sich zunächst irritiert und handlungsunfähig. Als den Veranstalter_innen dämmerte, dass die Klatscher_innen Birgit Kelle nicht zu Wort kommen lassen würden, kippte die Stimmung in latente Aggressionen um: Diese reichten von Ausspruch eines Hausverbotes, die Androhung die Polizei zu holen, bis hin zu penetranten Videoaufnahmen, Beleidigungen und Handgreiflichkeiten. Zwischenzeitlich war sich das Publikum zumindest kurzzeitig einig gemeinsam „Meinungsfreiheit“ zu skandieren. Die Meinungsfreiheit wurde dadurch beendet, dass die Polizei die unbequemen Aktivist_innen aus dem Veranstaltungssaal beförderten.

Luca Schelle-Löffler, Pressesprecher_in von „Kommando Kelle“ sagt dazu: „Es ist nicht verwunderlich, dass gerade die sächsische CDU Birgit Kelle einlädt. Diese Partei propagiert bekanntlich ein 50er Jahre Frauenbild, einschließlich einer diversität-ablehnenden Heteronormativität. Berührungsängste scheint die CDU darüber hinaus auch nicht zur neuen Rechten zu haben“. Birgit Kelle pflegt auch engen Kontakt zu Beatrix von Storch.

Luca Schelle-Löffler führt fort: „Im sächsischen Landtag wurde sie im September 2015 als Beraterin für den ‘Aktionsplan zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensweisen’ von der CDU berufen. Gegen das Baden-Württembergische Äquivalent des Bildungsplans hingegen organisiert sie mit Beatrix von Storch’s Organisation ‘zivile Koalition’ antifeministische Proteste. Die ‘zivile Koalition’ ist Vorfeldorganisation der AFD, welche am 30. April 2016 ihren Parteitag in Stuttgart abhält. Unter anderem wegen den antifeministischen Inhalten dieser Partei werden im Rahmen der Kampagne ‘Nationalismus ist keine Alternative’ Gegenproteste zu diesem Parteitag organisiert.“

Abschließend erklärt Luca Schelle-Löffler: „Diese Veranstaltung reiht sich ein in Dresdner Kontinuitäten von rassistischen, antifeministischen und islamfeindlichen Ressentiments.“

Desweiteren haben sich die Sächsische Zeitung, die DNN und der MDR zu Wort gemeldet.

Feministische Sachbeschädigung in Dresden. Bekenner_innenschreiben und Pressespiegel

Auch uns erreichten Infos über eine feministische Sachbeschädigung in Dresden. Wir wollen das Bekenner*innenschreiben und ein paar Presseberichte mit euch teilen:

“Dieser Ort ist nur einer von vielen – Kampf dem patriarchalen Normalzustand!”

Wir haben die Schnauze voll. Am hellichten Tag wird hier eine Frau vergewaltigt. Ein Mann drückt sie auf eine Bank, zerrt sie ins Gebüsch und vergewaltigt sie. Leute laufen vorbei und tun nichts. Auch jetzt sieht man dem Ort nicht an, was passiert ist. Das wird sich ändern. Auf diese Bank wird man sich nicht mehr gemütlich setzen können.

Am 27.02.2016 hat die Vergewaltigung auf dem Albertplatz in Dresden stattgefunden. Es interessiert keine Sau, wenn wie hier der Täter weißer Sachse ist. Solche Vorfälle werden aber dann skandalisiert, wenn wie in Köln manche Täter Geflüchtete sind.
Um die betroffenen Frauen geht es den sexistischen und rassistischen Deutschen nur, wenn es die vermeintlich “eigenen” Frauen sind. Staatseigene Körper, die vor dem “Anderen” beschützt werden müssten. Piss off!

Diese Vergewaltigung ist kein Einzelfall, sondern nur eine sichtbare Spitze des Eisbergs:
Jede achte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben Opfer von Vergewaltigung.
Auch Menschen anderer Geschlechter sind betroffen, die Masse jedoch richtet von sich von Männer gegen Frauen. Diese Form der Gewalt wird gestützt von patriarchalen Geschlechterverhältnissen, die in unserer Gesellschaft herrschen.
Die wenigsten Vergewaltigungen werden überhaupt angezeigt. Das hängt einerseits damit zusammen, dass Frauen oft nicht geglaubt wird, ihnen selbst die Schuld gegeben wird, so dass der Weg durch Polizei und Justiz zum Spießrutenlauf wird. Zudem finden die wenigsten Vergewaltigungen so wie hier im öffentlichen Raum statt. “Der fremde Mann im Gebüsch” ist ein leider sehr zäher Mythos. 90% aller Vergewaltigungen finden in Familie, Ehe, Beziehungen und näherem Umfeld statt.

Diese Bank ist also nur die öffentliche Spitze des Eisbergs namens patriarchaler Normalzustand, dessen Gewaltförmigkeit wir hiermit sichtbar machen.

Wir greifen ihn an in Solidarität mit allen Betroffenen sexualisierter Gewalt.
Schließen wir uns zusammen und zertrümmern wir den Eisberg!

Ihr werdet unsere Wut so lange zu spüren bekommen, bis sich jeder Mensch überall frei und sicher bewegen kann.

Filiz, Natasha, Alex, Malenga, Ceyda, Flori

Quelle: linksunten.indymedia.org
Dort findet man auch mehrere Fotos.
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Presse-/Medienberichte:

Dresdner Neueste Nachrichten

Radio Dresden
bzw. Hitradio RTL

Neustadt-Geflüster

Polizeibericht Dresden

Sächsische Zeitung (leider nur für Abo-Inhaber_innen)

Alternative Dresden News

und die beste Schlagzeile zum Schluss 😉 MOPO 24

Making feminism a threat… again!

Diesen Text von …ums Ganze! möchten wir gerne mit euch teilen:

Seit Silvester gibt es eine öffentliche Debatte um die Sicherheit von Frauen vor sexuellen Übergriffen. Feministische Forderungen werden dabei vereinnahmt, um einer rassistischen Argumentation Vorschub zu leisten. Für uns ist klar: sexualisierte Gewalt ist ein wichtiges Thema und ein großes Problem, das auch unabhängig von dieser Nacht und in anderen Zusammenhängen diskutiert werden muss.
Vor allem Frauen* sind Opfer häuslicher Gewalt. Sexuelle Übergriffe finden vorrangig im eigenen Umfeld statt und die Täter kommen aus dem Familien- und Bekanntenkreis. Frauen* of colour, Frauen mit Beeinträchtigungen, illegalisierte Frauen*, geflüchtete Frauen*, Trans*Personen und queere Menschen sind wesentlich häufiger von Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung betroffen als weiße cis-Frauen. In den Medien wird das viel zu selten thematisiert und gesellschaftlich haben die Forderungen all dieser Frauen* zu wenig Relevanz.
Deshalb stehen wir für einen Feminismus, der Kämpfe verbindet.
Medial ging es vor allem um die Frage der Herkunft der Täter und die Maßnahmen die Frauen* treffen können, um sich besser zu „schützen“. Sexismus wurde ein weiteres Mal verharmlost, weil er auf sexuelle Übergriffe durch „Fremde“ reduziert wurde, vor dem Frau* sich schützen kann (und muss).
Sexismus in Deutschland hat viele Formen und findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Patriarchale (männlich dominierte) Strukturen verharmlosen Übergriffe, erleichtern die Ausbeutung von Frauen* und erhalten eine zweigeschlechtliche Ordnung, in der es nur männlich und weiblich gibt.

Feministische Kämpfe führen

Feminismus muss antirassistisch bleiben und sich gegen Ungleichheit, Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen* in Deutschland und weltweit einsetzen! Sexualisierte Gewalt ist überall und jederzeit zu skandalisieren und Patriarchat als Herrschaftsstruktur zu entlarven und abzuschaffen! Geschlechterverhältnisse müssen aufgelöst und gewaltvolle Durchsetzung von Zweigeschlechtlichkeit verhindert werden.
Wir müssen gemeinsam lokalen- und globalen Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnissen entgegentreten und uns gegen die Instrumentalisierung unserer Forderungen wehren.
Das können wir nur gemeinsam tun; indem wir dieses Jahr gleich dreimal gemeinsam mit euch auf die Straße gehen!

Anlässlich des 8. März gibt es in diesem Jahr drei Demonstrationen in Berlin, Leipzig und Köln, zu denen auch …ums Ganze aufruft, und aus unterschiedlichen Städten mobilisiert.
Also, schnappt eure Freund_innen, holt euch Bustickets und fahrt gemeinsam mit uns zu:

1. Make feminism a threat – gemeinsam im linken, radikalen, queeren und feministischen Block auf der Frauen*kampftagsdemo am 6. März um 12 Uhr in Berlin, Treffpunkt Rosa-Luxemburg-Platz.
Gemeinsame Anreise mit dem Bus aus: Hannover

2. Feministischer Kampftag in Leipzig – Solidarität mit allen emanzipatorischen Kämpfen weltweit! Auf zur feministischen Revolution! Demonstration, 12.03.2016 in Leipzig, Treffpunkt Otto-Runki-Platz um 14 Uhr.

Aufruf: http://12maerzleipzig.blogsport.de/
Gemeinsame Anreise aus: Dresden

3. Unser Feminismus ist antirassistisch – Reclaim feminism! Bundesweite Demonstration am 12.03.2016 in Köln, Treffpunkt Roncalli-Platz, Kölner Dom um 13 Uhr.

Aufruf: https://antifa-ak.org/frauenkampftag-2016-in-koeln/
Gemeinsame Anreise aus: Berlin, Göttingen, München und Frankfurt

…see you there!

 


*: Das Sternchen soll Raum für eine Positionierung jenseits von Zweigeschlechtlichkeit lassen.
cis: Als Cis-Mann/Cis-Frau werden diejenigen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.