Emanzipatorischer Block auf der CSD Demo in Leipzig

Das Bündnis für einen emanzipatorischen Block beim CSD Leipzig will der Demo seine politische Sprengkraft zurückgeben. Wir unterstützen ihren Aufruf, den ihr weiter unten nachlesen könnt!

Neben vielen anderen Gruppen unterstützt auch die URA den Aufruf und hat einen Zugtreffpunkt für Dresden zur gemeinsamen Anreise bekannt gegeben: Link

Auf Facebook gibt es auch noch ein Kommentar von Johanna Maria, den wir sehr lesenswert finden.

 

Kämpfe verbinden!

“I wanna take you to a gay bar” – Electric Six

Wir wollen dem Christopher-Street-Day (CSD) seine politische Sprengkraft zurückgeben, die sich im Jahr 1969 erstmals bei den Stonewall-Unruhen anifestierte. Ausgang dieser Unruhen war eine polizeiliche Razzia im Stonewall Inn, einer Bar in der Christopher-Street in New York, die auch den innerhalb der Szene marginalisierten Queers einen Raum bot. So waren es vor allem obdachlose Jugendliche, Trans*idente, Schwarze Drag Queens und Butches, die am 28. Juni 1969 Opfer der staatlichen Repression wurden. Doch die kriminalisierten Menschen zerstreuten sich nicht. Sie blieben und initiierten einen ersten, fünf Tage andauernden militanten Widerstand gegen die rigide
Sexualmoral, die homo- und trans*feindliche Gewalt und die Willkür staatlicher Behörden. Das war der Beginn der gay-liberation-Bewegung in den USA. In Deutschland sollte es noch weitere zwei Jahre dauern, bis sich durch Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ die ersten Gruppen formierten. Aus denen entstanden die Rosa Radikalen als die Schwulenbewegung[1] der 1970er Jahre. Schwul war damals gleichbedeutend mit kriminell, abartig, krank und pervers. Doch statt sich diesen Zuschreibungen entgegenzustellen, wurden diese angeeignet. Man wollte dieser Gesellschaft unversöhnlich gegenübertreten und nicht nur gegen Diskriminierung kämpfen, sondern gegen die Strukturen, die diese hervorbrachten.

“We’ve got to show them we’re worse than queer” – Bikini Kill

Und auch wenn die Rosa Radikalen aus heutiger Sicht in Theorie und Praxis zu kritisieren sind, sehen wir doch die Notwendigkeit an die ursprüngliche Radikalität zu erinnern, die zwischen Volksfeststimmung und Parteienwahlkampf auf dem CSD zu verschwinden droht. Zwar stellen queere
Personen die heterosexuelle zweigeschlechtliche Ordnung schon durch ihre bloße Lebensweise infrage, was sich nicht zuletzt in den Zahlen von lesben-, schwulen- und trans*feindlichen Übergriffen
niederschlägt. Aber statt dadurch eine Kritik an dieser Gesellschaft zu entwickeln, scheint den meisten der Weg der Assimilation, der Angleichung an den bürgerlichen Mainstream, verheißungsvoller. War der Fetisch-Block wirklich einmal eine Kampfansage an die gesellschaftlichen Verhältnisse, so ist er heute zusammen mit den Tunten, Drags und Trans*menschen das Exotische, das zwar geduldet, von dem sich aber zugleich mit einem “Wir sind ja nicht alle so” abgegrenzt wird.

Aber deswegen wollen wir den CSD noch lange nicht aufgeben. Er bleibt Ausdruck eines Bewusstseins darüber, dass Straffreiheit und eine vergleichsweise große Liberalität noch lange nicht gleichbedeutend sind mit einer wirklichen Emanzipation. Dies und die unter den gegenwärtigen Verhältnissen immer noch progressive Raumnahme sind es, die den CSD für uns immer noch zu einer kritischen Veranstaltung machen. Uns soll es um mehr gehen, als um die Gleichstellung der so genannten Homo-Ehe. Wir wollen keine Toleranz, die am Ende nichts anderes bringt, als eine
Angleichung an den Status Quo. Es braucht eine soziale Bewegung, der es nicht mehr nur um die
gesellschaftliche Gleichberechtigung, sondern um die Freiheit einer grundsätzlich neuen Gesellschaft geht.

“Nothing’s about me or you honey, it’s all about the angst and the money.” – Ja, Panik

Die Forderung nach staatlicher Anerkennung von nicht-heteronormativen Geschlechterverhältnissen und -beziehungen sind legitime Kämpfe, in denen in den vergangenen Jahren auch in der BRD einiges erreicht werden konnte. So wurde im Jahr 2001 gleichgeschlechtlichen Paaren durch die Einführung der Lebenspartnerschaft erstmals auch ein rechtlicher Rahmen ermöglicht. Auch das im November 2013 in Kraft getretene Gesetz, wonach intersexuellen Babys nicht mehr sofort nach der Geburt ein Geschlecht zugewiesen wird, lässt sich als ein Erfolg von Kämpfen um selbstbestimmtes Leben werten. Es sind jedoch nur kleine Schritte: die heterosexuelle Ehe und die Lebenspartnerschaft sind in vielerlei Hinsicht nicht gleichgestellt und trotz der Freilassung des Geschlechts in den ersten Lebensjahren ist es rechtlich nach wie vor nicht möglich, eine andere gender-Identität als männlich* oder weiblich* zu wählen oder die Kategorie „Geschlecht“ gänzlich abzulehnen. Trotz dieser rechtlich-politischen Erfolge, zeichnet sich in diversen neu-rechten und klerikalen Protesten ein geschlechterpolitischer Rollback ab. Zum einen zeigen Gesetzesänderungen nicht zwang- läufig einen positiven Effekt im Alltag von LGBTTIQ*s (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Trans*idente, Intersexuelle und Queers).
LGBTTIQ*-Feindlichkeit ist in der Gesellschaft tief verankert und beeinträchtigt das Leben der Menschen auch an Orten abseits staatlicher Diskriminierung. Angst und Isolation, Beleidigungen und Gewalterfahrungen sind keine Ausnahmen, sondern alltäglich im Leben derjenigen Menschen, die nicht in das hegemoniale Bild der heterosexuellen Kleinfamilie passen.
Zum anderen ist gegenwärtig eine verstärkte Organisierung von Sexist*innen und LGBTTIQ*-
Feind*innen festzustellen. So demonstrierten am 21. Juni 2015 in Stuttgart 4.000 Menschen gegen
Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität in Baden-Württemberg. Beim „Marsch für das Leben“ im Jahr 2014 in Berlin protestierten 5.000 Menschen gegen Abtreibungen und damit gegen das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper. In beiden Beispielen der christlich-fundamentalistischen Bewegungen marschierte die Europaabgeordnete der Partei Alternative für Deutschland (AfD) Beatrix von Storch in der ersten Reihe. Dabei steht der Erfolg der AfD exemplarisch dafür, dass erzielte Fortschritte stets umkämpft bleiben. Ein Grund sich nicht auf den Erfolgen auszuruhen. Denn in ökonomischen Krisensituationen können sich die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse derart umgestalten, dass für die allgegenwärtige “Toleranz” plötzlich kein Platz mehr ist. Das Nebeneinander verschiedener “Lebensentwürfe” kann ebenso schnell wieder
zugunsten traditioneller, reaktionärer Geschlechter- und Beziehungskonzepte verworfen werden.
Das globalisierte Kapital, welches die gegenwärtige Geschlechterpolitik der Exportnation Deutschland
bestimmt, ist auf flexible gesellschaftliche Strukturen im Leben der Menschen angewiesen und findet in “alternativen” Lebensstilen zu aller erst auch neue Verwertungsmöglichkeiten. Im Gegensatz dazu
generiert sich die Politik der AfD aus den Interessen der deutschen Familienunternehmen, die sich auf regionale Märkte konzentrieren. Eine verstärkte EU-Integration verschärft lediglich Konkurrenz der lokal agierenden Unternehmen.
Aus Entstehungskontext der AfD erklärt sich so auch deren reaktionäres Familienkonzept. Der Wunsch nach der patriarchalen Kleinfamilie wird in den Rollenbildern der AfD deutlich, die sich klar aus ihren Forderungen ergeben. Männer seien eben Männer und Frauen nun mal Frauen. Und eine Frau ist eben eine Mutter, die jegliche Haus- und Erziehungsarbeit leistet, wohingegen der Mann, also der Vater, das Geld nach Hause bringt. Diese Ideologien werden u.a. auch von der besserverdienenden Arbeiter*innenklasse aufgegriffen, die damit ihre Abstiegsängste in der ökonomischen Krise in reaktionärer Weise verarbeitet. Dadurch kann die AfD in Wahlen erfolgreich sein und auch ihren Einfluss auf politische Entscheidungen verstärken. Das Beispiel AfD zeigt, wie gefährdet gesellschaftliche Emanzipationsprozesse und ein selbstbestimmtes Leben, angesichts fortschreitender Krisenerscheinungen und deren politischer Verschärfung, sein können.
Kämpfe verbinden!

Deswegen ist es notwendig, nicht nur LGBTTIQ*-Diskriminierung zu bekämpfen. Am Beispiel der
Verschränkung zwischen Flucht und sexueller Diskriminierung wird deutlich, dass der Kampf um ein
selbstbestimmtes Leben, auch ein Kampf gegen Staat, Nation und Kapital sein muss. Denn während
deutsche Staatsbürger*innen ihren Passeigentümer teilweise als Paradies der sexuellen Freiheit feiern, werden die Mauern um die Europäische Union höher und tödlicher denn je. Menschen, die in ihren Herkunftsstaaten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer non-konformen Geschlechteridentität verfolgt werden und diese Grenzen überwinden können, erhalten in Deutschland keinen Schutz. Denn Homosexualität und Transidentität sind allein keine ausreichenden Gründe, um politisches Asyl und damit Schutz vor Gefängnis oder Todesstrafe zu bekommen.

Deswegen kämpfen wir nicht nur für eine sexuelle Befreiung, sondern für eine befreite Gesellschaft!

Wir wollen lieben, wen und wie wir wollen! Wir wollen die bipolare Geschlechterordnungen abschaffen, nationale Grenzen einreißen und die kapitalistischen Verhältnisse überwinden! Wir kämpfen für ein grenzenlos solidarisches und selbstbestimmtes Leben!

1 Es ist vielleicht schwierig, hier nicht von einer Lesbenbewegung zu sprechen, aber das ist teilweise nicht ganz genau geklärt, auch gerade weil sich viele lesbische Frauen noch bis in die 80er hinein selbst als schwul bezeichnet haben. Auch in der Literatur wird der Begriff sehr unterschiedlich gebraucht.

Lili-Elbe-Archiv zu Gast im cafém

Am kommenden Sonntag, den 19. Juli 2015 dürfen wir Niki Trauthwein als Vorstandsvorsitzende des Lili Elbe Archivs – Forschungsstätte zur Inter-, Trans- und Queer-Geschichte e.V. bei uns im cafém begrüßen. Im Lili Elbe Archiv findet eine ausführliche Sammlung und Archivierung von Dokumenten zu Trans, Inter und Queer statt. Niki Trauthwein stellt die Arbeit des Archivs vor und lädt ein zur Diskussion über die Bedeutung von Erinnerungskultur. Ein selbstbestimmtes Lebensgefühl bedarf sowohl der Bewahrung als auch der Reflexion eigener Geschichte. Die Geschichte emanzipatorischer inter- und transgeschlechtlicher sowie queerer Menschen und Bewegungen blieb und bleibt häufig unerwähnt oder an den Rand gedrängt. In einer pluralistischen Gesellschaft dient Erinnerungskultur unterschiedlichen Interessen und wird so zu einem dynamischen Feld von Verhandlungen und Konflikten. Ein betroffenenkontrollierter Ansatz gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung.

Wie jeden Monat begrüßt euch das cafém bereits ab 14Uhr mit kleinem Brunch (gern könnt ihr etwas dazu beitragen) sowie vielen Büchern und zines zum stöbern.

Datum: Sonntag, 19.07.2015
Ort: kosmotique, Martin-Luther-Str. 13, Dresden
cafém: 14:00-20:00Uhr
Vortrag: 16:00Uhr
Weitere Infos: http://evibes.org/cafem/ und http://www.lili-elbe-archive.org/

Morgen: Speak Out! Eine Theater-Collage über sexualisierte Gewalt

Das Theaterprojekt „Speak Out!“ ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt aus einer künstlerischen, kreativen und politischen Perspektive.
Oft trauen sich Überlebende von sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung nicht über ihre Erfahrungen zu sprechen, weil sie stigmatisiert, kriminalisiert und für die erlebte Gewalt selbst verantwortlich gemacht werden. Dagegen wehren wir uns und machen selbstbewusst unsere Perspektiven und Stärke sichtbar.
Fight back and Speak Out!

Dauer des Stücks: ca. 60 Minuten mit anschließender Diskussions- und Austauschrunde
Eintritt: 3+X Euro (dieser Spendenbetrag ist trotzdem freiwillig, falls du kein Geld hast kannst du also trotzdem zum Theaterstück kommen)

20 Uhr @AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Straße 39

Homepage des Projekts
Facebook-Veranstaltung

Infostand und Vortrag auf der Fusion

Nach dem cafém von letzem Sonntag steht schon die nächste Veranstaltung an: Die Fusion.
Wir werden an der Oase einen Infostand haben und unseren Vortrag zu “Geschlecht und Kapitalismus” halten.

Am Infostand erhaltet ihr nicht nur Zines, Aufkleber und Klebeband, sondern auch die letzten Stücke unseres Projektes “Feminismus in die_der Öffentlichkeit tragen”.
Schaut einfach mal vorbei – wir freuen uns über Besuch! 🙂

Es gibt es auch andere spannende Inputs, so macht das WTF-Bündnis aus Berlin einen “Mobi-Workshop” zum Fundi-Marsch in Berlin:

Ein Teil des Workshops wird eine inhaltliche Einführung in das Thema Lebensschutzbewegung sein. Wir würden den Workshop bestenfalls aber auch als Vernetzungsplattform nutzen wollen, bei dem wir uns mit anderen Menschen, die Gegenproteste zu solchen Märschen veranstalten oder in den Bündnissen aktiv sind, politische Strategien überlegen. Und da die Fusion immernoch ein Ort ist, zu dem viele Linke kommen, dachten wir das bietet sich an.

Falls ihr also auf der Fusion seid:
Donnerstag 20-22 Uhr
Samstag 13-15 Uhr

Da die Workshop-Orga ein ziemliches Durcheinander ist, haben wir noch nicht so ganz verstanden wo genau der Workshop stattfinden wird, aber sie sind am oder im oder neben dem Workshop-Hangar, soviel ist klar.

cafém im Juni: Waffeln, Kaffee und ein Film

Der Juni wird gemütlich: wir wollen Waffel backen, Kaffee trinken und uns mit euch unterhalten! Es geht ein bisschen später los als sonst: in der Zeit von 16:00 – 20:00 Uhr könnt ihr uns in der kosmotique antreffen. Es wird neben den Waffeln wie immer einen kleinen Brunch geben, zu dem ihr gern etwas mitbringen könnt. Außerdem erwarten euch viele neue zines und wer Lust hat kann um 17:00 Uhr auch noch einen britischen Film (OmU) aus dem Jahr 2014 vom Regisseur Matthew Warchus schauen. Dieser erzählt, basierend auf einer wahren Geschichte, von einer Gruppe homosexueller Aktivist_innen, die sich 1984 für die streikenden Bergleute einsetzten.

cafém: 16:00 – 20:00 Uhr
Film: 17:00 Uhr
@kosmotique // Martin-Luther-Str. 13 // Dresden
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Grußwort vom Bündnis für Sexuelle Selbstbestimmung Berlin

Wir haben euch ja bereits von unserem Soli-Brief an sowie der Antwort von Feminist Fightback erzählt. Am Montag konnten wir uns dann erneut über Soli-Grüße für unseren Protest gegen den Schweigemarsch in Annaberg-Buchholz freuen – das Bündnis für Sexuelle Selbstbestimmung Berlin schrieb:

Liebe Mitstreiter_innen in Annaberg-Buchholz,
so wie Eure Solidaritätsbekundung an die Feminist Fight Back in London die dortigen Proteste gegen die Abtreibungsgenner_innen unterstützt hat, so wünschen wir vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung in Berlin Euch durch unsere Solidaritätsbekundung eine erfolgreiche Gegenkundgebung und das erfolgreiche Eintreten gegen die Angriffe auf die Selbstbestimmungsrechte in Annaberg-Buchholz, im Land Sachsen und darüber hinaus.
Auch in Berlin erleben wir im Rahmen der „Märsche für das Leben“, dass in Teilen der Gesellschaft eine Entwicklung stattfindet, die in größer werdendem Ausmaß unser aller Selbstbestimmungsrechte negiert und verstärkt Druck ausübt mit den Mitteln christlich-fundamentalistischer Ideologien. Die Gegner_innen des Rechts auf einen Schwangerschaftsabbruch organisieren militante Aktionen wie „Gehsteig-Beratungen“ vor medizinischen Einrichtungen und schüchtern Frauen ein, die Hilfe suchen. Sie diffamieren Mediziner_innen als „Massentöter“ oder machen gegen Sexualaufklärung an Schulen mobil. Die Idealisierung von traditioneller Familie und Heterosexualität als Norm als auch die Verteufelung alternativer Lebensentwürfe entspringt einer selbst zugeschriebenen „Kultur des Eintretens für das Leben“. Jede nicht traditionelle Lebensweise wird von diesen Menschen abgelehnt, diffamiert und bedroht.
Der Kampf gegen Entmündigung und Bevormundung ist ein zentraler Bestandteil der feministischen Bewegung. Er wendet sich gegen patriarchale Herrschaftsverhältnisse, die Nährboden sind für Forderungen nach einem Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen oder sexualpädagogischen Angeboten.
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung in Berlin wird auch in diesem Jahr wieder mit hoffentlich großer Beteiligung dafür sorgen, dass die ideologischen Phrasen, die zu hören sein werden, nicht unwidersprochen bleiben. Um der zunehmenden Zahl an „Lebensschützern“ zu begegnen, sind allerdings ein starkes Bündnis und eine breite gesellschaftliche Unterstützung notwendig. Für den 19.09 laden wir euch herzlich nach Berlin ein, um dort gemeinsam gegen den „Marsch für das Leben“ zu protestieren.
Für Eure heutige Kundgebung Gegen den Schweigemarsch der Fundamentalist_innen – Für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch! wünschen wir Euch viel Erfolg und schicken euch viele Grüße der Solidarität!

Pressemitteilung zu Demonstration und Protest in Annaberg-Buchholz

Wir haben heute die folgende Pressemitteilung herausgegeben, in der Hoffnung, dass sich unsere Forderungen auch medial verbreiten. Der MDR hat schon im Vorfeld über Schweigemarsch und Protest berichtet, von der Freien Presse gibt es eine Kurzmeldung mit schickem Foto und einen kleinen Artikel.

Von uns wird es auch einen ausführlichen Artikel geben (dann hier und bei Indymedia zu finden), da eine PM den Tag kaum zufriedenstellend zusammenfassen kann. Wir möchten auch die aktuelle Lage bei den evangelikalen Fundis näher beleuchten – ihr könnt also gespannt sein.


Sehr geehrte Journalist_innen, wir bitten freundlich um die Beachtung der Pressemitteilung.

Annaberg-Buchholz, 01.06.2015: +++ Protest gegen fundamentalistischen “Schweigemarsch” im Erzgebirge + Ultrakonservative wollen Schwangerschaftsabbruch kriminalisieren + lautstarker Protest von feministischen Gruppen +++

01.06.2015, Annaberg-Buchholz:

Am Montagnachmittag demonstrierten in Annaberg-Buchholz mehr als 200 Menschen unter dem Motto: “Für unbefleckte Abtreibung – Weg mit §218!”, um feministische Inhalte in die Öffentlichkeit zu tragen. Anlass dafür war der sogenannte “Schweigemarsch für das Leben” von christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner_innen.

Pauline Heinze vom Bündnis „Pro Choice Sachsen“ erklärte, warum Menschen gegen diesen „Schweigemarsch“ auf die Straße gehen: “Weil wir das Gefühl haben, das feministische Rechte, die erkämpft wurden, immer mehr bedroht werden, durch eine antifeministische Rhetorik die gerade sehr anschlussfähig scheint.”

Bei mehreren Kundgebungen während und am Ende der Demonstration wurde in verschiedenen Redebeiträgen das Recht auf Selbstbestimmung von schwangeren Menschen propagiert und deren bestmögliche Unterstützung gefordert. Die Pläne der Abtreibungsgegner_innen wurden als reaktionär und frauenfeindlich abgelehnt. Als besonders perfide stellt sich der Versuch der CDL („Christdemokraten für das Leben“) dar, Schwangerschaftsabbrüche auf eine Stufe mit dem Euthanasieprogramm der NS-Zeit zu stellen. Eva Brackelmann, Vorsitzende der Frauen in der SPD Sachsen, sagte dazu: “Ich finde diesen Vergleich hochgradig unanständig.”

Bei „Schweigemärschen“ wie etwa in Annaberg-Buchholz nehmen auch bekanntere Politiker_innen teil. Dieses Jahr nahm die Bundesvorsitzende der CDL Mechthild Löhr teil. Auf einer vergleichbaren Demonstation in Berlin lief u.a. die Europaabgeordnete der AfD, Beatrix von Storch, mit.

Schon am Erzgebirgsklinikum, dem Startpunkt der Fundamentalist_innen, wehte dem “Schweigemarsch” Protest entgegen. Eine kleinere Gruppe feministischer Demonstrant_innen erschien mit einem Transparent direkt vor der christlich-fundamentalistischen Demonstration und setzte so einen deutlich sichtbaren Kontrapunkt.

Auch an zwei weiteren Stellen, wo sich „Schweigemarsch“ und Gegendemonstration begegneten, gab es lauten und kreativen Protest der feministischen Demonstrant_innen, um die reaktionären Forderungen der CDL nicht unwidersprochen zu lassen.

Nach der Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz kam es kurzzeitig zu einem willkürlichen Eingreifen der Polizei, dass sich die Sprecherin des Bündnisses, Gloria Lust, nicht erklären kann: „Wir können die sinnlose Polizeigewalt nach dem Ende der vollkommen friedlichen Demo nicht verstehen. Offenbar sollen hier in Annaberg-Buchholz feministische Proteste in ein schlechtes Licht gerückt werden. Wir verurteilen das grundlose und gewaltsame Vorgehen der Polizei zutiefst.“

Zum Protest hatte das Bündnis “Pro Choice Sachsen” aufgerufen. Der Zusammenschluss mehrerer Initiativen und Vereine fordert unter anderem die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, welche nach §218 StGB in Deutschland immer noch illegal sind und nur unter bestimmten Umständen straffrei bleiben. Weltweit gibt es immer wieder Versuche von Konservativen, bestehende gesetzliche Regelungen zu verschlechtern.

Weitere Informationen finden Sie unter www.schweigemarsch-stoppen.de, bei Fragen wenden Sie sich bitte an: email hidden; JavaScript is required