Feministische Sachbeschädigung in Dresden. Bekenner_innenschreiben und Pressespiegel

Auch uns erreichten Infos über eine feministische Sachbeschädigung in Dresden. Wir wollen das Bekenner*innenschreiben und ein paar Presseberichte mit euch teilen:

“Dieser Ort ist nur einer von vielen – Kampf dem patriarchalen Normalzustand!”

Wir haben die Schnauze voll. Am hellichten Tag wird hier eine Frau vergewaltigt. Ein Mann drückt sie auf eine Bank, zerrt sie ins Gebüsch und vergewaltigt sie. Leute laufen vorbei und tun nichts. Auch jetzt sieht man dem Ort nicht an, was passiert ist. Das wird sich ändern. Auf diese Bank wird man sich nicht mehr gemütlich setzen können.

Am 27.02.2016 hat die Vergewaltigung auf dem Albertplatz in Dresden stattgefunden. Es interessiert keine Sau, wenn wie hier der Täter weißer Sachse ist. Solche Vorfälle werden aber dann skandalisiert, wenn wie in Köln manche Täter Geflüchtete sind.
Um die betroffenen Frauen geht es den sexistischen und rassistischen Deutschen nur, wenn es die vermeintlich “eigenen” Frauen sind. Staatseigene Körper, die vor dem “Anderen” beschützt werden müssten. Piss off!

Diese Vergewaltigung ist kein Einzelfall, sondern nur eine sichtbare Spitze des Eisbergs:
Jede achte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben Opfer von Vergewaltigung.
Auch Menschen anderer Geschlechter sind betroffen, die Masse jedoch richtet von sich von Männer gegen Frauen. Diese Form der Gewalt wird gestützt von patriarchalen Geschlechterverhältnissen, die in unserer Gesellschaft herrschen.
Die wenigsten Vergewaltigungen werden überhaupt angezeigt. Das hängt einerseits damit zusammen, dass Frauen oft nicht geglaubt wird, ihnen selbst die Schuld gegeben wird, so dass der Weg durch Polizei und Justiz zum Spießrutenlauf wird. Zudem finden die wenigsten Vergewaltigungen so wie hier im öffentlichen Raum statt. “Der fremde Mann im Gebüsch” ist ein leider sehr zäher Mythos. 90% aller Vergewaltigungen finden in Familie, Ehe, Beziehungen und näherem Umfeld statt.

Diese Bank ist also nur die öffentliche Spitze des Eisbergs namens patriarchaler Normalzustand, dessen Gewaltförmigkeit wir hiermit sichtbar machen.

Wir greifen ihn an in Solidarität mit allen Betroffenen sexualisierter Gewalt.
Schließen wir uns zusammen und zertrümmern wir den Eisberg!

Ihr werdet unsere Wut so lange zu spüren bekommen, bis sich jeder Mensch überall frei und sicher bewegen kann.

Filiz, Natasha, Alex, Malenga, Ceyda, Flori

Quelle: linksunten.indymedia.org
Dort findet man auch mehrere Fotos.
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Presse-/Medienberichte:

Dresdner Neueste Nachrichten

Radio Dresden
bzw. Hitradio RTL

Neustadt-Geflüster

Polizeibericht Dresden

Sächsische Zeitung (leider nur für Abo-Inhaber_innen)

Alternative Dresden News

und die beste Schlagzeile zum Schluss 😉 MOPO 24

Sollte, Hätte, Könnte, Würde, Wöllte, MACHEN!!

++Offenes Plenum für Interessierte und Frühjahrsputz++

Das cafém lädt auch wieder diesen 3. März-Sonntag ein und es ist ein ganz großer Termin. Wir sind ehrlich – es steckt in einer kleinen Krise. Aus dem Grund erfindet es sich gerade neu und soll in Zukunft sehr viel interaktiver werden. Gemeinsam mit euch wollen wir überlegen, wie ihr euch den Raum in Zukunft vorstellt und wie wir ihn gemeinsam mit Leben füllen können. Damit es weiterhin existiert, suchen wir ganz dringend Mitmacher*innen.
Dafür möchten wir euch 15 UHR zum 1. ÖFFENTLICHEN PLENUM einladen. Erscheint gerne zahlreich und bringt eigene Ideen und Vorschläge mit/ein. Lasst uns das cafém in Zukunft zu einem experimentellen Open Space machen, der inkludierend nutzbar – von euch selbst gemacht – sein kann, natürlich auch immer noch gerne mit Überlegungen für Sonderveranstaltungen, wie größeren Workshop’s oder Vorträgen. Wir freuen uns auf euch!

++ Weitere Themen++
_Rückblick auf die 12. März Demo in Leipzig
_Gestaltung der neuen cafém- Flyer
_cafém – Schildreparatur
_evtl. Film

Wie immer wird es ein veganes Buffet, Kaffee und Tee geben. Wir freuen uns, wenn auch ihr eine Kleinigkeit mitbringt oder/und eine Spende da lasst. Eine Spieleecke für die Kleinen, eine Leseecke mit Büchern/ Zines, Raum zum Quatschen und Rumhängen gibt’s natürlich auch.

cafém – feminismus zum kennen_lernen: 14- 20 Uhr
Öffentliches Plenum: 15:00 Uhr
Mehr Infos: evibes.org/cafem

“Wir sind viel schlimmer als wir dachten, sind von uns selbst geschockt.”

Gedanken zu feministischer Militanz

Was soll der Scheiß mit den Frauen*, die entweder friedlich oder “zickig” sind? Wie verhalten sich Weiblichkeit und Aggression zueinander? Wie überwinden wir in der politischen Praxis die Freundlichkeit/das Lächeln, das wir gelernt haben? Was heißt Militanz für uns, was kann feministische Militanz sein? Auf jeden Fall mehr als nur ein Mix aus feministischen Parolen mit dem, was Typen auf Demos immer machen. Wie soll “unsere” Militanz aussehen, ohne einfach bei den schon bestehenden Formen “auch dabei” zu sein? Welche Beispiele feministischer Militanz hat es gegeben? Und was jetzt, wohin mit der Wut?
Link zum Video

Wann? 09.03.2016, 18:00 Uhr (!!! Uhrzeit wurde geändert !!!)
Wo? kosmotique, Martin-Luther-Str. 13, 01099 Dresden

Making feminism a threat… again!

Diesen Text von …ums Ganze! möchten wir gerne mit euch teilen:

Seit Silvester gibt es eine öffentliche Debatte um die Sicherheit von Frauen vor sexuellen Übergriffen. Feministische Forderungen werden dabei vereinnahmt, um einer rassistischen Argumentation Vorschub zu leisten. Für uns ist klar: sexualisierte Gewalt ist ein wichtiges Thema und ein großes Problem, das auch unabhängig von dieser Nacht und in anderen Zusammenhängen diskutiert werden muss.
Vor allem Frauen* sind Opfer häuslicher Gewalt. Sexuelle Übergriffe finden vorrangig im eigenen Umfeld statt und die Täter kommen aus dem Familien- und Bekanntenkreis. Frauen* of colour, Frauen mit Beeinträchtigungen, illegalisierte Frauen*, geflüchtete Frauen*, Trans*Personen und queere Menschen sind wesentlich häufiger von Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung betroffen als weiße cis-Frauen. In den Medien wird das viel zu selten thematisiert und gesellschaftlich haben die Forderungen all dieser Frauen* zu wenig Relevanz.
Deshalb stehen wir für einen Feminismus, der Kämpfe verbindet.
Medial ging es vor allem um die Frage der Herkunft der Täter und die Maßnahmen die Frauen* treffen können, um sich besser zu „schützen“. Sexismus wurde ein weiteres Mal verharmlost, weil er auf sexuelle Übergriffe durch „Fremde“ reduziert wurde, vor dem Frau* sich schützen kann (und muss).
Sexismus in Deutschland hat viele Formen und findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Patriarchale (männlich dominierte) Strukturen verharmlosen Übergriffe, erleichtern die Ausbeutung von Frauen* und erhalten eine zweigeschlechtliche Ordnung, in der es nur männlich und weiblich gibt.

Feministische Kämpfe führen

Feminismus muss antirassistisch bleiben und sich gegen Ungleichheit, Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen* in Deutschland und weltweit einsetzen! Sexualisierte Gewalt ist überall und jederzeit zu skandalisieren und Patriarchat als Herrschaftsstruktur zu entlarven und abzuschaffen! Geschlechterverhältnisse müssen aufgelöst und gewaltvolle Durchsetzung von Zweigeschlechtlichkeit verhindert werden.
Wir müssen gemeinsam lokalen- und globalen Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnissen entgegentreten und uns gegen die Instrumentalisierung unserer Forderungen wehren.
Das können wir nur gemeinsam tun; indem wir dieses Jahr gleich dreimal gemeinsam mit euch auf die Straße gehen!

Anlässlich des 8. März gibt es in diesem Jahr drei Demonstrationen in Berlin, Leipzig und Köln, zu denen auch …ums Ganze aufruft, und aus unterschiedlichen Städten mobilisiert.
Also, schnappt eure Freund_innen, holt euch Bustickets und fahrt gemeinsam mit uns zu:

1. Make feminism a threat – gemeinsam im linken, radikalen, queeren und feministischen Block auf der Frauen*kampftagsdemo am 6. März um 12 Uhr in Berlin, Treffpunkt Rosa-Luxemburg-Platz.
Gemeinsame Anreise mit dem Bus aus: Hannover

2. Feministischer Kampftag in Leipzig – Solidarität mit allen emanzipatorischen Kämpfen weltweit! Auf zur feministischen Revolution! Demonstration, 12.03.2016 in Leipzig, Treffpunkt Otto-Runki-Platz um 14 Uhr.

Aufruf: http://12maerzleipzig.blogsport.de/
Gemeinsame Anreise aus: Dresden

3. Unser Feminismus ist antirassistisch – Reclaim feminism! Bundesweite Demonstration am 12.03.2016 in Köln, Treffpunkt Roncalli-Platz, Kölner Dom um 13 Uhr.

Aufruf: https://antifa-ak.org/frauenkampftag-2016-in-koeln/
Gemeinsame Anreise aus: Berlin, Göttingen, München und Frankfurt

…see you there!

 


*: Das Sternchen soll Raum für eine Positionierung jenseits von Zweigeschlechtlichkeit lassen.
cis: Als Cis-Mann/Cis-Frau werden diejenigen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

cafém im Januar: Before Stonewall

Am 17.01. öffnet das cafém ab 16:00Uhr seine Türen und lädt ein zu gemütlichem Kaffee, Kuchen und sonstigen Köstlichkeiten (gern kann auch etwas zum kulinarischen Wohl beigetragen werden). Kommt zum gemütlichen Plausch vorbei oder nutzt die Zeit um in unserer (queer-)feministischen Bücher- und zine-Sammlung zu stöbern. Kinder sind auch herzlich willkommen.
Um 18:00Uhr gibt es diesmal den Film “Before Stonewall” (USA 1984, 87 min., Dokumentarfilm).

“Nach jenen Juni-Tagen 1969, als die New Yorker ‘Stonewall’-Bar drei Tage und Nächte von Homosexuellen besetzt und gegen die Polizei verteidigt wurde, traten Schwule und Lesben in vielen Ländern offener auf. Die Autorinnen Greta Schiller und Andrea Weiss sammelten jahrelang Dokumente, Filmausschnitte und alte Fotos, um über die Situation von Schwulen und Lesben von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu eben dieser Begebenheit in New York zu berichten. Sie interviewten vor allem die ‘ordinary gay people’, nicht die Aktivisten oder die großen Namen, sondern jene, die ihr Leben in Toiletten oder versteckten Räumen gelebt hatten. Kein klärender Film, sondern ein lebendiges Dokument einer verborgenen Geschichte, voller Witz und Ironie und manchmal auch Traurigkeit.”

cafém – feminismus zum kennen_lernen ab 16:00 Uhr
Film um 18:00 Uhr (Englisch mit deutschem Untertitel)
In der kosmotique, Martin-Luther-Str. 13, 01099 Dresden
FB

Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall. #ausnahmslos

Auch wir unterstützen den Text Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall. #ausnahmslos:

In der Silvesternacht auf 2016 waren in Köln und anderen deutschen Städten viele Frauen sexualisierter Gewalt an öffentlichen Plätzen ausgesetzt. Diese Taten müssen zügig und umfassend aufgeklärt werden. Die Schutzlücken im Straftatbestand der sexuellen Nötigung/Vergewaltigung müssen endlich geschlossen werden.

Wir fordern, dass den Betroffenen jetzt alle Unterstützung und Hilfe zukommt, die sie benötigen. Wir stehen solidarisch mit all denjenigen, die sexualisierte Gewalt und Belästigung erfahren und erfahren haben.

Wer wir sind

Als Feminist_innen1 aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen setzen wir uns seit vielen Jahren für Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und für eine offene und faire Gesellschaft ein, engagieren uns gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt. Dabei haben wir gelernt, wie wichtig es ist, auch gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung zu stehen.

Dafür setzen wir uns ein

Der konsequente Einsatz gegen sexualisierte Gewalt jeder Art ist unabdingbar und von höchster Priorität. Es ist für alle schädlich, wenn feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen, wie das aktuell in der Debatte um die Silvesternacht getan wird.

Sexualisierte Gewalt darf nicht nur dann thematisiert werden, wenn die Täter die vermeintlich „Anderen” sind: die muslimischen, arabischen, Schwarzen oder nordafrikanischen Männer – kurzum, all jene, die rechte Populist_innen als „nicht deutsch“ verstehen. Sie darf auch nicht nur dann Aufmerksamkeit finden, wenn die Opfer (vermeintlich) weiße Cis2-Frauen sind. Der Einsatz gegen sexualisierte Gewalt muss jeden Tag ausnahmslos politische Priorität haben, denn sie ist ein fortwährendes Problem, das uns alle betrifft. 2014 ergab eine Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), dass mehr als die Hälfte aller Frauen bereits sexuell belästigt wurde und ein Drittel sexualisierte und/oder physische Gewalt erlebte. Die polizeiliche Kriminalstatistik weist jährlich mehr als 7.300 angezeigte Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen in Deutschland aus3, das sind zwanzig jeden Tag. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher.

Alle Menschen sollen sich von klein auf, unabhängig von ihrer Ethnie, sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität, Religion oder Lebensweise, sicher fühlen und vor verbalen und körperlichen Übergriffen geschützt sein: egal ob auf der Straße, zu Hause, bei der Arbeit oder im Internet. Ausnahmslos. Das sind die Grundlagen einer freien Gesellschaft.

 

Für diese politischen Lösungen setzen wir uns ein:

1. Die Arbeit der Beratungsstellen muss gestärkt und ihr Angebot ausgebaut werden, einschließlich Therapiemöglichkeiten und besserem, schnelleren Zugang zu Therapieplätzen. Auch die Arbeit von Frauenhäusern muss gestärkt und vor allem finanziell ausreichend abgesichert werden. Alle Beratungsstellen und -angebote müssen barrierefrei sein.

2. Die Gesetzeslage muss angepasst werden: Sexuelle Belästigung ist in Deutschland immer noch keine eigenständige Straftat. Und ob eine Vergewaltigung als strafbar gilt, wird zum Beispiel auch daran festgemacht, ob sich die betroffene Person ausreichend zur Wehr setzte.

3. Mehr öffentliche Aufklärungsarbeit hilft, Gewalt zu vermeiden, und signalisiert den Betroffenen, dass sie sich Hilfe holen und mit gesellschaftlicher Unterstützung rechnen können. Wir möchten dafür sensibilisieren, dass die Gefahr, Sexismus und sexualisierte Gewalt zu erleben, im engen sozialen Umfeld besonders groß ist und in allen gesellschaftlichen Gruppen vorkommt.

4. Auch eine geschlechtersensible Pädagogik kann (sexualisierter) Gewalt vorbeugen. Dazu zählt nicht zuletzt die Aufklärung über Geschlechterstereotype und die Bedeutung von Sprache.

5. Polizei und Justiz müssen geschult werden, damit es überhaupt zur Strafverfolgung kommt und in diesen Prozessen sensibel und respektvoll mit Betroffenen umgegangen wird.

Für diese gesellschaftlichen Lösungen setzen wir uns ein:

6. Die Debatte über sexualisierte Gewalt muss offen, kritisch und differenziert geführt werden. Dazu gehört die Analyse, Aufarbeitung und Bekämpfung von soziokulturellen und weltanschaulichen Ursachen von Gewalt. Dringend muss auch über Auswirkungen gesellschaftlicher Stigmatisierung von Betroffenen sexualisierter Gewalt gesprochen werden.

7. Betroffene sexualisierter Gewalt müssen ernst genommen werden. Es darf keine Täter_innen-Opfer-Umkehrung, wie in Form von Verhaltensregeln für Betroffene, und keine Verharmlosung geben.

8. Sexismus und Rassismus sind nicht Probleme „der Anderen”: Wir alle sind von struktureller Diskriminierung geprägt und müssen erlernte Vorurteile erst einmal reflektieren, um sie abzulegen.

9. Wer Zeug_in von sexualisierter Gewalt und Sexismus wird, sollte nicht wegschauen, sondern eingreifen – von Hilfe und Beistand bei sexualisierten Übergriffen bis zum Einspruch gegen sexistische Sprüche, „Witze“ oder Werbung.

Für diese medialen Ansätze setzen wir uns ein:

10. Die mediale Berichterstattung über sexualisierte Gewalt darf die Opfer nicht verhöhnen und die Taten nicht verschleiern. Täter sollten nicht als „Sex-Gangster” oder „Sex-Mob” beschrieben – da sexualisierte Gewalt nichts mit Sex zu tun hat – und häusliche Gewalt nicht als „Familien-” oder „Beziehungsdrama” verharmlost werden.

11. Sexismus und andere Diskriminierungsformen müssen als Nährboden für sexualisierte Gewalt verstanden und als reale und bestehende Probleme anerkannt werden. Es muss ernst genommen werden, wie die mediale Darstellung u.a. weiblicher Körper als Lustobjekte mit sexualisierter Gewalt verknüpft ist. Sexismus darf weder im Alltag noch in der Werbung und in den Medien Platz haben.

12. Das Problem des Sexismus und der sexualisierten Gewalt darf nicht „islamisiert“ und damit pauschal einer Religion und ihren – häufig vermeintlichen – Angehörigen zugeschrieben werden. Damit werden mindestens 5 Millionen Menschen in Deutschland unter Generalverdacht gestellt. Redaktionen sollen reißerische und stigmatisierende Deutungen vermeiden, denn diese ziehen konkrete negative Folgen für Mitglieder unserer Gesellschaft nach sich.

13. Die Bildsprache ist frei von rassistischen und sexistischen Klischees zu halten. Bilder wirken unterbewusst und können selbst eine differenzierte Berichterstattung torpedieren.

14. Redaktionen müssen vielfältiger werden. Nach wie vor sind nur ein Bruchteil der Journalist_innen in Deutschland nicht-deutscher Herkunft und Berufswege stehen vor allem Menschen mit formal hoher Bildung offen. Männlich, heterosexuell und weiß dominierte Chefredaktionen tragen dazu bei, dass Themen, die andere Geschlechter, Ethnien und Minderheiten betreffen, nicht mit ausreichend Raum und Kompetenz behandelt werden.

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Die Verfasser_innen und Unterstützer_innen können hier eingesehen werden.

Robinson, bitte mach was draus. Das Referat Politische Bildung und die Gesellschaftskritik

Das ‘Referat Politische Bildung’ ist ein Gremium an der TU Dresden. Traditionell organisiert es in jedem Semester eine Ringvorlesung o.ä. mit radikal gesellschaftskritischer Ausrichtung.
Seit zwei Semestern – möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zur neuen komplett männlichen* Besetzung des Referats? – werden nur noch vortragende Männer* eingeladen. Zudem sind feministische Perspektiven wie so häufig eine Randerscheinung.
Es ist immer wieder dasselbe. Man wird müde, solche Dinge anzusprechen, aber es muss sein. Das kürzlich veröffentlichte Bekennerinnenschreiben hat uns bestärkt, auch nochmal solche vermeintlich banalen Dinge zu thematisieren. Wir kritisieren deshalb, weil wir wollen, dass es anders wird. Und wir kritisieren euch, weil euer eigener Anspruch euch dazu bewegen müsste, es anders zu machen.

Im Sommersemester 2015 lautete das Thema der Vortragsreihe “Interstellar: Eine kritische Theorie von Gesellschaft, Technik und Fortschritt”. Immerhin redete hier Soziologiedozent Tino Heim über “Geschlecht und Technik”. Keine vortragenden Frauen* in der Reihe – das mit der Technik ist ja auch eher kein Frauenthema. Sarkasmus.
Dieses Semester wurde sich ein ebenso breites Thema gesucht: “Robinson und die Krise. Zur Kritik von Gesellschaft, Wissenschaft und Ökonomie”. Ein ziemlich ambitioniertes Vorhaben. Sieht man sich das Programm an, fällt auf: Es reden nur weiße Männer*. Wie wurden sie ausgewählt?

Vielleicht wurden sie gewählt, weil sie ‘Namen’ haben. Vortragende werden oft so eingeladen: Man sucht nach Leuten mit Publikationen oder bereits gehaltetenen Vorträgen zu einem bestimmten Thema oder in bestimmten Zirkeln (z.B. ça ira-Verlags-Umfeld). Der Weg in bestimmte Zirkel, so sympathisch sie sein mögen, oder hin zu einer Veröffentlichung ist aber durch gender und race uvm. bedingt. Vielleicht muss man da auch mal auf anderen Wegen suchen?
Vielleicht wurden sie auch einfach deshalb gewählt, weil sie eben inhaltlich Richtiges und Wichtiges sagen. Nur: Gibt es keine Menschen of Color, keine Schwarzen Menschen, keine Frauen*, Inter* oder Trans*, die Kluges zur Krise zu sagen haben? Zur Kritik an Gesellschaft, Wissenschaft und Ökonomie? Nicht euer Ernst. Ob ihr ihnen auch genügend Intellekt ZUSPRECHT und sie als Sprecher_innen oder Autor_innen ernst nehmt, ist die andere Frage. Vor allem, wenn es um die HARTEN Themen geht (= alles außer Feminismus). Sarkasmus.

Niemand will Leute einladen, die inhaltlich nicht passen, bloß weil sie Frauen* sind. Dass das quatsch wäre, ist ja wohl klar. Mit diesem abwehrenden Standard-Missverständnis wird nur gern weggewischt, dass man die Frauen*, die inhaltlich passen, nicht einlädt. Continue reading