Veranstaltungsreihe – Keine sicheren Räume

Im Nachgang der Veranstaltung „Keine sicheren Räume?“ am 17.09.2020 in Berlin (Mitschnitt hier), bei der eine Vertreterin von e*space und Kim Posster miteinander diskutierten, modiert von Jeja Klein und veranstaltet von ://about party, wurde der  Diskussionsfaden aufrecht erhalten und weitere thematische Diskussionen organisiert.

18. Februar:
»Fight Law and Order«? – Und wie wehren wir uns gegen sexistische Gewalt?

25. Februar
Awareness: Fluch oder Segen?

18. März
»FLINT* only« – Spaltung oder Stärkung?

Schaut mal hier: https://bebizine.de/veranstaltungsreihe-keine-sicheren-raeume/

Nachhören kann man alles hier

Die Reihe »Keine sicheren Räume?!« wird organisiert von: e*space Dresden, der Redaktion BEBI sowie der feministischen Bibliothek MONAliesA und gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Autonomen Feministischen Kollektiv Hannover, In Zusammenarbeit mit Weiterdenken Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. tba

Ankündigungen:

18. Februar:
»Fight Law and Order«? – Und wie wehren wir uns gegen sexistische Gewalt?

Wenn sexuelle Übergriffe oder sexualisierte Gewalt geschehen, stellt sich häufig die Frage: zur Polizei gehen oder nicht? In linken Kontexten jedoch ist das Verhältnis zu den Verfolgungsbehörden aus naheliegenden Gründen traditionell angespannt. Ist es aber bloß ein linker Reflex, auf gar keinen Fall zur Polizei gehen zu wollen, der Täter schützt, weil sie links sind? Kann es nicht auch Vorteile bieten, zur Polizei zu gehen? Ist es vielleicht sogar wichtig, damit die Fälle in den Statistiken auftauchen und sich die Politik zu einem Handeln gezwungen sieht? Oder führt es eigentlich nur dazu, gelangweilten, voreingenommenen und frauenfeindlichen Polizist*innen gegenüber zu sitzen und sich eine Retraumatisierung abzuholen? Mal abgesehen davon, dass es in den Sternen steht, ob es zu einem Prozess kommt oder der Täter eine Strafe erhält: wir alle kennen die ernüchternden Zahlen zu den Chancen, die Betroffene in einem rechtsstaatlichen Prozess haben. Außerdem stellt sich für Linke immer die Frage: ist Strafe überhaupt das, was ich will? Sollte es nicht vielmehr um einen Prozess gehen, aus dem der Täter geläutert hervorgeht, damit andere in Zukunft sicher vor ihm sind? Wenn ja: ist das überhaupt eine realistische Perspektive? Die Rechte und Wünsche der Betroffenen* spielen, das dürfte klar sein, im juristischen Prozess keine Rolle. Hat man ein mal die Anzeige aufgegeben, entzieht sich das Folgende vollkommen der Kontrolle. Schlagworte wie „Community Accountability“ und „Transformative Justice“ wabern durch die Szenediskurse und doch scheint völlig unklar, was damit konkret gemeint ist: irgendwie Täterarbeit, irgendwie die Szene verändern? Was sagen diese Konzepte zu ihrem Verhältnis zur staatlichen Rechtssprechung und haben sie glaubwürdige Alternativen zu bieten? Klar ist: so, wie es ist, kann es nicht bleiben. Doch wie dann? Darauf haben unsere Gäste unterschiedliche Antworten, die wir kritisch, aber auch solidarisch, miteinander diskutieren wollen.

Es diskutieren:
* Christina Clemm
* Rehzi Malzahn
* Julia Rieger
* Dounia von den Falken Jena
Moderation: Jeja Klein

Details zur Teilnahme/Link zum YouTube-Stream folgen

25. Februar
Awareness: Fluch oder Segen?

Awareness-Gruppen gehören inzwischen beinahe zum Chique linker Partys. Sie vermitteln, dass man in Szene-Räumen nicht alleine ist, wenn es zu Übergriffen, Belästigungen oder Rassismus kommt. Doch können die Gruppen damit Gewalt auf Partys vorbeugen, können sie Betroffene wirklich auffangen oder verhindern sie im Gegensatz zum Anspruch eine effektive Veränderung der verunsichernden Normalität? Wir haben unterschiedliche Effekte in linker Feierkultur beobachtet: den unkomplizierten, schnellen Ausschluss belästigender Personen ebenso wie Awareness-Gruppen, die vorrangig dazu da zu sein scheinen, dass Typen, die ihre Hände nicht bei sich lassen wollen, dafür nicht aufs Maul kriegen. An manchen Orten scheinen die Gruppen großes Vertrauen zu genießen. Doch an anderen Orten trauen sich Betroffene nicht, die Gruppen anzusprechen – oder sie sind schlicht nicht wirklich greifbar oder präsent auf der Party. Auch das Phänomen, dass plötzlich fragwürdige Typen als Mitglieder von Awareness-Gruppen Szene-Credibility generieren und sich vor Konsequenzen für ihr eigenes Verhalten schützen, wird immer wieder diskutiert. Was umfasst „Achtsamkeit“ auf Veranstaltungen und wen schließt sie aus, weil bestimmte dazu gehörende Codes nicht bedient werden? Wer hat dann welche Macht? Und was ist eigentlich mit den „fiesesten und häufigsten Tat-Orte[n] sexualisierter Gewalt wie Familien und Beziehungen“? Und gäbe es sie nicht, wäre die Häufigkeit von sexualisierter Gewalt dann nicht noch viel größer?

Es diskutieren:
* Jemand von der Clubcommission
* tba
Moderation: Jeja Klein

Details zur Teilnahme/Link zum YouTube-Stream folgen

18. März
»FLINT* only« – Spaltung oder Stärkung?

Die Linke will Differenzen ernst nehmen und trotzdem oder gerade dadurch gemeinsam für Emanzipation streiten. Doch gerade bei der Kategorie Geschlecht wird offensichtlich, wie sehr sie an diesem Anspruch scheitert: Sexismus, männerbündische Strukturen und sexuelle Übergriffe oder sexualisierte Gewalt gehören schließlich auch in der Linken zum Alltag. Gemeinsame Organisation und politische Praxis von Cis-Männern und FLINT*s endet so immer wieder in Frust, Enttäuschung und manchmal der Abkehr von politischer Organisation überhaupt. Da ist es mehr als verständlich, dass sich eigene FLINT*-Räume, -Gruppen und-Veranstaltungsformate durchgesetzt haben. Nicht nur, damit FLINT*s auch mal der (links-)männlichen Dominanz entkommen können, sondern auch um Prozesse der feministischen (Selbst-)Bildung, Vernetzung und Bestärkung zu ermöglichen, die zusammen mit Cis-Männern oft unmöglich erscheinen. Doch ist autonome Organisation von FLINT*s unabhängig von Cis-Männern schon DIE Antwort auf das Patriarchat oder ist sie nur die kollektive Verwaltung des sexistischen Elends innerhalb der Linken herrscht? Was ist noch selbstbewusster Aufbau feministischer (Gegen-)Macht und was ist schon defensiver Rückzug in sogenannte Schutzräume, die gar nicht mehr nach dem großen Ganzen fragen können? Wie können wir dabei von anderen separatistischen Organisierungsformen lernen? Braucht es mehr Anspruch auf eine feministische Organisierung mit allen Geschlechtern oder doch mehr Mut zur Spaltung? Und was ist eigentlich mit den Cis-Männern selbst? Warum scheitert die gemeinsame Praxis mit ihnen so häufig und sind Organisationsformen von Cis-Männern vorstellbar, die nicht Männerbünde, sondern die Kritik an Männlichkeit stärken könnten? Das Podium soll Möglichkeiten und Fallstricke „separatistischer“ Organisation an Hand von Geschlecht kontrovers diskutieren.

Es diskutieren:
* Jemand von FLINTA*ktion
* Jemand von mybodyisnotyourporn
* Jemand von den Falken Jena
* Kim Posster
Moderation: Jeja Klein

Details zur Teilnahme/Link zum YouTube-Stream folgen

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